DIE MEISTEN KOMMEN UND GEHEN WIEDER: RÜCKENSCHMERZEN SIND NORMAL
Rückenschmerzen kommen von allein und gehen von allein. Richtig!
"Tatsächlich verschwinden 90 Prozent aller Rückenschmerzen innerhalb der ersten zwei Wochen ganz von allein, egal, was man tut", bestätigt der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Ulf Marnitz vom Rückenzentrum Berlin. Natürlich ist es innerhalb dieser Zeit möglich, die Schmerzen mit Schmerzmitteln zu lindern. Eine andere Therapie ist jedoch nicht nötig. Anders ist das bei Patienten, die durch Rückenschmerzen Lähmungen oder Taubheitsgefühle haben. Hier ist meistens ein Bandscheibenvorfall die Ursache. Das sind aber nur drei bis fünf Prozent aller Betroffenen. Mit solchen Symptomen muss man unverzüglich zum Arzt gehen. Auch Patienten, die länger als zwei Wochen unter Rückenschmerzen leiden, sollten einen Arzt konsultieren und zwar zuerst den Hausarzt.
Rückenschmerzen sind normal und kommen vom aufrechten Gang. Richtig und falsch!
Richtig ist, dass Rückenschmerzen normal sind, die Ursache ist jedoch nicht der aufrechte Gang. "Der Rücken des Menschen hat sich während der Evolution perfekt an den aufrechten Gang angepasst", erklärt Marnitz. "Die Schmerzen entstehen, weil wir heute zu alt werden", so der Experte weiter. Die Menschen in Industrienationen werden gegenwärtig mit einem Durchschnittsalter von über 80 bei Männern und Frauen so alt wie nie zuvor. Auf eine so lange Belastung ist der Rücken des Homo Sapiens nicht eingestellt, deshalb kommt es zu vielfältigen Überlastungs- und Abnutzungserscheinungen, die schließlich zu Schmerzen und Beschwerden werden. Da sich das Altwerden erst in den letzten einhundert Jahren so ausgeprägt hat, konnte sich der menschliche Körper noch nicht darauf einstellen, denn aus evolutionärer Sicht sind einhundert Jahre ein Wimpernschlag.
Rückenschmerzen kommen meistens von den Bandscheiben. Falsch!
Weit über 85 Prozent aller auftretenden Rückenschmerzen haben nichts mit den Bandscheiben zu tun. Sie kommen eher durch verspannte oder schwache Rückenmuskulatur oder von verkürzten Bändern. In seltenen Fällen sind es auch die Wirbelgelenke, die zu Problemen führen.
Bandscheibenvorfälle müssen operiert werden. Falsch!
"Insgesamt müssen nur fünf Prozent aller Bandscheibenvorfälle operiert werden", weiß der Experte. 90 Prozent der Vorfälle heilen mit der richtigen Therapie auch ohne Operation wieder völlig aus. Heute werden Bandscheibenvorfälle nur noch operativ behandelt, wenn sie muskuläre Lähmungen zur Folge haben oder Blase und Darm nicht mehr geleert werden können. Auch beim Kribbeln in den Händen oder Beinen wird nur in ganz wenigen Ausnahmefällen, wenn nämlich die Arbeitsfähigkeit des Betroffenen eingeschränkt wird, operiert.
Für die Flexibilität der Bandscheiben kann man nichts tun, sie verschleißen einfach mit der Zeit. Richtig!
Wie schnell und wie stark Bandscheiben verschleißen, ist zu circa 70 Prozent genetisch festgelegt. "Aber", so schränkt der Experte ein "Bandscheiben ernähren sich durch Bewegung, da sie nicht durchblutet werden." Während einer biegenden Bewegung des Rückens werden die Bandscheiben auf einer Seite zusammen- und ausgedrückt. Wenn man sich dann wieder aufrichtet, dann saugt sich die Bandscheibe wieder mit der sie umgebenden Gewebeflüssigkeit voll. "In dieser Gewebeflüssigkeit sind Sauerstoff und Nährstoffe enthalten", erklärt Marnitz. Durch gezielte Bewegung kann also jeder etwas für die Ernährung seiner Bandscheiben tun und zumindest in einem bestimmten Rahmen den Verschleiß der Rückenpuffer aufhalten. Wenn man sich dagegen nicht oder nur wenig bewegt, dann werden auch die Bandscheiben nicht optimal versorgt und verlieren schneller an Elastizität.
Halt dich gerade! Aufrechtes Sitzen und Laufen ist gesünder als der krumme Rücken. Falsch!
Jede einseitige Belastung ist Gift für den Rücken, dazu gehört natürlich auch ständiges Aufgerichtetsein. Sich ganz gerade zu halten ist auf Dauer anstrengend und kann zu Verspannungen der Rückenmuskulatur führen. Es ist gut, immer wieder seine Position zu verändern. So kann man sich durchaus auch mal auf dem Stuhl lümmeln oder krumm stehen. Es geht in erster Linie darum, die Wirbelsäule so oft wie möglich am Tag in eine andere Position zu bringen. Es ist also nicht so wichtig, wie man sitzt, steht oder liegt, sondern wie lange man das tut. Sitzen ist für den Rücken übrigens eine größere Belastung als Stehen.
Wer regelmäßig Sport treibt, bekommt keinen Bandscheibenvorfall. Falsch!
"Auch Sportler können Bandscheibenvorfälle haben, aber sie können diese viel besser kompensieren als Nichtsportler", erklärt der Orthopäde. Es gibt Sportler, die durch einen Bandscheibenvorfall keinerlei Einschränkungen haben, da die Muskulatur die Haltefunktion der Wirbelsäule unterstützt. "Ein Bandscheibenvorfall ist quasi schicksalshaft. Was jedoch daraus wird, entscheidet der Patient durch seinen Lebensstil", resümiert Marnitz.
Wer viel Wasser trinkt, tut etwas für die Bandscheiben. Richtig!
Tatsächlich hängt der Wasserhaushalt des Körpers mit der Versorgung der Bandscheiben direkt zusammen. Umgibt die Bandscheiben ausreichend Gewebeflüssigkeit, können sie durch Bewegung die Flüssigkeit im Gallertkern binden. Herrscht im Körper dagegen ein Flüssigkeitsmangel vor, dann werden in erster Linie die lebenswichtigen Organe versorgt. Die Bandscheiben gehören nicht dazu. Sie werden ohne ausreichende Gewebeflüssigkeit mehr und mehr zusammengedrückt. Sowohl ihre Pufferwirkung als auch ihre Fähigkeit, sich wieder vollzusaugen, lassen bei langanhaltendem Flüssigkeitsmangel nach.
Rückenschmerzen haben oft mit Fehlstellungen der Füße zu tun. Falsch!
Es gibt zahlreiche Studien, die beweisen, dass die in den letzten zehn Jahren vielfach verschriebenen Einlagen für die Schuhe keine Auswirkungen auf den Rücken haben. Das Schienen eines eigentlich gesunden Fußes ist also eher kontraproduktiv. "Barfußlaufen ist die natürlichste und sowohl für die Füße als auch für den Rücken die gesündeste Art, sich fortzubewegen", betont der Experte.
Es gibt Menschen, die sind einfach anfälliger für einen Hexenschuss als andere. Richtig!
Menschen, deren Rückenmuskulatur schwach ist, bekommen schneller einen Hexenschuss als Personen mit gut trainierten Rückenmuskeln. Ein Hexenschuss ist ein Krampf im Rücken, der abrupt auftritt. So ein Krampf entsteht, wenn die Muskulatur überfordert wird. Wenn man sich beispielsweise im Winter wenig bewegt hat und im Frühling gleich mit schwerer Gartenarbeit beginnt, dann fangen die Muskeln im Rücken plötzlich an zu krampfen. Das kann schmerzhaft sein und Bewegungseinschränkungen mit sich bringen. Doch Bettruhe oder körperliche Schonung wären auch in diesem Fall völlig kontraproduktiv. Sobald es mit den Schmerzen vereinbar ist, sollte man sich bewusst und vorsichtig bewegen. Wärme und bestimmte Dehnübungen können zudem Linderung bringen.
Bei Rückenschmerzen ist meistens die Matratze zu weich. Falsch!
Fehlende Bewegung ist die Ursache für den größten Teil aller Rückenschmerzen. Wer also viele Stunden im Bett liegt, bekommt die Rückenschmerzen nicht, weil seine Matratze zu weich oder zu hart ist, sondern weil er sich zu lange nicht bewegt hat. "Es gibt keine Studien, die belegen können, dass eine bestimmte Matratze die geeignetste für den menschlichen Rücken ist", betont der Orthopäde. Jeder sollte sich also die Matratze zulegen, die nach einem zweiwöchigen Test am besten gefällt. Ein kurzes Probeliegen im Geschäft reicht nur für die Vorauswahl.
Die Psyche spielt bei Rückenschmerzen eine Rolle. Richtig!
Studien belegen, dass nach achtwöchigen Rückenschmerzen 60 Prozent der Betroffenen mit einer reaktiven Depression zu kämpfen haben. "Das ist kein Wunder, denn ständige Schmerzen machen mürbe und schlagen sich auch auf seelischer Ebene nieder", erklärt der Arzt. Fast alle Menschen mit chronischen Rückenschmerzen haben dadurch psychische Begleiterscheinungen. Bei Nackenschmerzen allerdings ist es erst die Psyche, die belastet wird und dann der Rücken. Bei Druck von außen beispielsweise werden als Fluchtreflex die Schultern nach oben gezogen. So entstehen sehr schnell Verspannungen, die wiederum zu Nackenschmerzen führen. Das schränkt die Lebensqualität ein. Entspannungstechniken wie die Feldenkrais-Methode, Autogenes Training oder Yoga können helfen, sich Haltung und Bewegung bewusst zu machen. Meditation kann Stress relativieren.
Quelle: n-tv.de, Jana Zeh
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